Einfluss der Comics auf die Gesellschaft |
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Comics und Bildergeschichten haben im Laufe ihrer Geschichte oft Einfluss auf die Gesellschaft genommen. | |
Kategorie: Kultur: Literatur | |
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Die Geschichte des Comics ist sehr überschaubar, ist er doch, neben dem Film, ein klassisches Medium des 20. Jahrhunderts, dessen Entstehung eng mit der Entwicklung der (amerikanischen) Tageszeitungen verknüpft ist. Anfänglich als Sammelsurium pornographischer Phantasien oder wahlweise kindisches Verblödungsinstrument verfemt, kristallisierte sich erst im Laufe der 60er Jahre eine gesellschaftlich breitenwirksam konstatierbare Relevanz des Comics heraus. Dies hängt unmittelbar mit dem politisierten Teil der 68er - Bewegung zusammen: In zahlreichen linken Gruppierungen wurde der Comic und der Cartoon als Agitationsmittel genutzt, um vermeintlich schwere Inhalte in anschaulicher und verstehbarer Form zu popularisieren. Mit dem Aufkommen der sog. autobiographischen Comics, für die der amerikanische Zeichner Robert Crumb wie kein zweiter stellvertretend ist, wurde diese Themenpalette durch ungeschönte Einblicke in die Monotonie des Alltags und der Präsentation fast pathologisch anmutenden Selbsthasses erweitert. Von einer unmittelbaren Wirkung auf gesellschaftliche Entwicklungen kann indes nur bedingt ausgegangen werden, weil die wissenschaftliche Operationalisierung solcher Vermutungen von den Disziplinen nur schwer bis gar nicht realisiert werden kann. Zudem dürfte eine derartige Einflussnahme, wenn überhaupt, vornehmlich der Karikatur zugestanden werden, wie die jüngsten Ereignisse um den sog. Karikaturenstreit eindrucksvoll belegen. Als Träger subversiver oder gar gesellschaftszersetzender Inhalte hatte sich der Comic nun allerdings qualifiziert, wovon allein seine beständige Zensurgeschichte Zeugnis ablegt. Am deutlichsten lässt sich an ihm wohl ablesen, welchen Bedingungen der Wandel eines gesellschaftlichen Kunstbegriffes unterliegt und wie variabel dieser Begriff in den unterschiedlichen Ländern ausfallen kann. So wurde Art Spiegelman als erster Comicautor überhaupt für sein Holocaust - Epos "Maus" 1992 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. In Deutschland hingegen war dieses Werk zunächst Anlass für einen der spektakulärsten Zensurprozesse der Nachkriegsgeschichte, weil das auf dem Buchtitel abgedruckte, verfremdete Hakenkreuz fälschlicherweise als rechte Propaganda gedeutet wurde. Diese voreilige Fehleinschätzung dürfte nicht unerheblich mit einer grundsätzlichen Geringschätzung der Cartoons und Bildergeschichten selbst einhergehen und spricht in erster Linie für die Dehnbarkeit eines vom Zeitgeist abhängigen Kunstverständnisses. |
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Datum: 17.08.2007 | |
Author: Frank Speth |
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